Kugelgespräche


Pétanque – Spieler und fliegender Stahl: manche versunken in heiligem Ernst, wetteifernd auch darin, einander im Schweigen zu übertreffen; andere ganz heiter, die Partie mit Geplauder garnierend. Ist denn das eigentliche Tun, das Kugeln und Schießen, nicht selbst ein Gespräch, ein wortloses Parlieren?

 

Da wirft einer sein Cochonnet und gibt damit das Thema vor, schon fliegt die erste Kugel und gleichsam die erste These in den Raum. Antwort wird ihm zuteil: Es legt einer seine Sicht der Dinge dar und sein Argument gleichsam daneben, oder er greift das Gesagte des Vorredners scharf an. Vielleicht verfehlt er dabei den Punkt oder trifft genau ins Schwarze und pulverisiert damit die steile Anfangsthese. Mancher holt erst länger aus, gerät ins Schwafeln, braucht diverse Anläufe, um zum Ziel zu kommen, oder verheddert sich dabei gänzlich im Gewirr der Argumente.

Man sieht genüsslich zu, wie andere sich um Kopf und Kragen reden. Das Pulver, das da viel zu schnell verschossen, das spart man auf, und schließlich, wenn der Gedanke zündet, ist hoffentlich der Vorteil groß.

Doch … was ist das? Da hatten sich die Meinungen gerade schön verdichtet, und eine schien der anderen ebenbürtig, da rollt das bunte Kügelchen zu neuem Ort – ein Gesprächsfaden ist abgerissen, ein neuer wird gesponnen …

Geschickte Rhetorik verlangt, dass man sich ihrer voll und gänzlich widme. Die Dinge können so nicht stehenbleiben, sonst unterliegt man im Disput. Belangloses dagegen bleibt unbeachtet liegen, ist abgelegt und abgetan. Im Widerstreit sich ernstlich mit des Gegners Einlassung zu befassen, ist immer auch ein Kompliment.

 

So kommt es denn, dass an des Abends Ende, nach langem Hin und Her, genug gesagt ist und jeder sich gut unterhalten hat, obgleich nicht viele Worte fielen.

 

Thorsten


Bild von Gerd Altmann auf Pixabay