Der Mensch, stets um Mehrung seiner Besitztümer bemüht, verliert deren Wahrung leicht aus dem Blick. Beim schnellen Voranschreiten werden Gefahren übersehen, die sich am Wegesrand auftürmen. Dabei ist doch meist Zeit, ein Verhängnis noch abzuwenden, bevor es uns überwältigt, bevor also das Schneebrett, peu à peu von hauchfeinen Flocken genährt, zur Lawine wird.
Handeln in diesem Sinne bedeutet, dem Gegner zu nehmen, wenn Erwerben schwierig oder gefährlich wird. Eine Pétanquepartie bietet hierzu reichlich Gelegenheit. Etwa, wenn es sich als schwer oder gar unmöglich erweist, einen Punkt zu legen. Ebenso, wenn es dem Gegner verwehrt werden muss, große Ernte einzubringen oder die Ziellinie zu überschreiten. Dann können Schüsse selbst dann sinnvoll sein, wenn sie – obschon erfolgreich – Punkte nicht einbringen. Denn ein Nutzen wohnt dem erfolgreichen Schuss in jedem Fall inne, gleich, wie auch die Situation sich gestalten mag: Er verlangsamt des Gegners Schritt, raubt ihm eine Kugel, die ihn seinem Ziel näher brächte; wirkt also wie der sprichwörtlich zwischen die Beine geworfene Knüppel, der Zeit verschafft. Betrachten wir also einige Situationen, in denen die Fortnahme eines fremden Punktes sinnvoller ist, als der Erwerb eines eigenen. Wenden wir uns dem Reduzieren zu:
Beispiel 1: Weg ist weg
Rot spielt die letzte Kugel der Aufnahme und sieht sich dem Problem zweier blauer Punkte gegenüber. Spielstand: 4 zu 3 für Rot. Die letzte Kugel liegt in Händen des Tireurs, der in diesem Spiel noch keine Kugel gelegt hat. Einen Sauschuss mangels Erfolgsaussicht verwerfend und in der realistischen Einschätzung, durch Legen weder Kugel A noch B abschneiden zu können, entschließt er sich zu einem Schuss auf die nähere der beiden, um – bei diesem Spielstand vertretbar – dem Gegner nur einen Punkt zu überlassen und von einem etwaigen Carreau zu profitieren.
Beispiel 2: Wir machen den Weg frei
Blau hat nach schlechtem Beginn unabsichtlich die Sau gezogen, die sich nun in einem dichten Feld blauer Kugeln befindet. Der Spielstand ist 4 zu 4. Rot hat noch vier Kugel zu spielen, von denen zwei der Tireur hält.
Dieser soll nun "aufräumen", obwohl es zunächst nichts zu verteidigen gibt. Er wird also auf A und B zielen und versuchen – eine Schere ansetzend – dabei auch C und D zu beseitigen. Gelingt das nicht, so ist der Schaden durch Beseitigung von A und B dennoch wieder überschaubar. Legte Rot, so wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, den Kugelvorteil zu verspielen und Blau mit der letzten Kugel noch einen Schuss für 4 Punkte zu überlassen.
Beispiel 3: Es muss weitergehen
Beim Spielstand von 9 zu 9 patzt Rot, denn Blau hat drei Punkte am Boden und noch einen in petto. Es droht die schnelle Niederlage. Rot hat nun zwei Optionen: A: Legen und versuchen, möglichst viele Punkte abzuschneiden und den Gegner zum Schuss zu zwingen. B: Schießen und es dem Gegner verwehren, durch Legen die 13 zu erreichen. Legt Rot gut, so hat Blau in jedem Falle einen "Schuss für drei", der zudem, sofern ein Carreau gelingt, das sofortige Aus bedeutet. Entfernt Rot hingegen B oder C, so kann Blau das Spiel hier nicht beenden. Versucht dann Blau, den dritten Punkt zu legen, kann sogar durch unabsichtliches Anspielen einer roten Devantkugel, noch Blau A abgeschnitten werden. Entscheidend ist aber, dem Gegner die Möglichkeit zu nehmen, das Spiel zu beenden.
Jede Kugel, die irgendwie aussichtsreich das Bild bevölkert, die also – sofern günstige Umstände eintreten – Zählbares einbringt, erhöht den Jackpot und bietet Anreiz, ihn sich zu greifen. Hochklassige Partien sind jedoch dadurch gekennzeichnet, dass meist der Hauptgewinn erstaunlich wenig einbringt. Wo bei den Amateuren sich Kugel zu Kugel gesellt, potenzielle Punkte sich also ballen und drängen, da herrscht bei den Profis gähnende Leere, denn Schüsse haben den Grund förmlich leergefegt. Es ist nicht viel zu holen – wenn doch, dann nur mit außerordentlichem Können. Ist der Platz jedoch reichlich angefüllt, reicht ein zufälliges Ereignis oder eine geniale Tat und ein nicht wieder gutzumachender Schaden ist eingetreten.
Das edle Spiel der Könner wird ganz zu Recht mit erfolgreichem Schießen gleichgesetzt, obschon im Legen die eigentliche Seele des Spieles ruht. Erfolgreiches Schießen bewirkt nämlich stets, dass dem Gegner der Weg länger wird. Wenn sich eines im Sport immer wieder bewahrheitet, dann ist es die Erkenntnis, dass sich Qualität auf Dauer durchsetzt. Es obliegt dem Tireur, seiner Mannschaft die nötige Zeit zu verschaffen und den Gegner daran zu hindern, mit wenigen glücklichen Aktionen zu obsiegen. Ein Schütze, der dieses erkennt, legt die Zögerlichkeit ab, die ihn zuweilen beim Betrachten der taktischen Situation befallen mag. Er sucht den Erfolg da, wo es seines Amtes ist, nämlich schießend. Er verschafft seinen Mitspielern Zeit und Raum. Beides zu nutzen ist dann freilich ihnen anheimgestellt. So sprengt er das "Schneebrett" und sichert den Weg, auf das die Lawine niemals kommen möge.
Thorsten
Bild 2 von Alfonso Samanes Mateos auf Pixabay
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