Armschwung I
„Nicht die Hand führt die Kugel,
sondern die Kugel führt die Hand“.
Bouleweisheit
Von der richtigen Art des Schwunges hängt beim Pétanque zwar nicht alles, aber doch sehr vieles ab. Das gilt für das Legen, besonders aber für das Schießen, wo Erfolg und Misserfolg oft nur Millimeter auseinanderliegen. Fehlwürfe haben ihre Ursache häufig in einer verkrampften und unrunden Ausführung.
Es ist nicht leicht, eine komplexe Bewegung verbal zu beschreiben. Leichter fällt es, sich eine gelungene Bewegung bildlich vorzustellen. Die Beobachtung guter Würfe und deren gedankliche Visualisierung ist also ein gutes Mittel, die eigene Technik zu verbessern. Um zu zeigen worauf es ankommt, wollen wir daher hier auch mit einem Bild arbeiten, das sich jeder vorstellen kann:
Wer einmal mit einer Axt Holz gehackt hat, der konnte möglicherweise feststellen, wie schnell er bei dem Versuch ermüdete, die Scheite mit der reinen Kraft zu spalten. Viel leichter fällt es hingegen, wenn man mit dem Gewicht des Axtkopfes arbeitet und das Holz mit schönen runden Schwüngen teilt. Die Schwerkraft verrichtet dann einen Teil der Arbeit.
Genau dieses Prinzip sollten wir auch beim Schießen anwenden. Wir müssen mit dem Kugelgewicht arbeiten. Eine unrunde Bewegung und ein hoher Kraftaufwand sind immer Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Sie sind Fehlerquellen die zu Fehlwürfen führen.
Stellen wir uns einmal vor, wir hielten die Kugel nicht direkt in der Hand. Sie sei an einer Schnur befestigt und wir hielten nur das Schnurende fest. Die Kugel kann frei wie ein Pendel schwingen, was uns bei unseren Aktionen gewisse Beschränkungen auferlegt.
Wenn wir nun mit dieser "angeleinten" Kugel treffen wollen, verbieten sich alle ruckartigen Bewegungen. Wir müssen in einer sehr harmonischen Weise den Arm gleichmäßig nach vorne beschleunigen. Die Wurfrichtung muss schon vollkommen im Armschwung angelegt sein. Die Hand hat nur die Aufgabe, im rechten Moment loszulassen, damit unsere Kugel bogenförmig ihr Ziel erreicht.
Genau wie in diesem Beispiel will die Kugel geführt werden. Es handelt sich nicht um ein Werfen, sondern um ein „kontrolliertes Schwingen“, ein Arbeiten mit der Kugelmasse. Dabei übernehmen Erdanziehung und Zentrifugalkraft den wesentlichen Teil der Arbeit. Die Muskelkraft, die eine Fehlerquelle darstellt, wird so wenig wie nur irgend möglich in Anspruch genommen. Die eigentliche Anstrengung bleibt tief im Spieler verborgen, äußerlich begleitet nur Leichtigkeit einen gelungenen Wurf. Wenn man so will, muss die Anstrengung von der körperlichen Ebene ins Geistige verlagert werden.
Der hier beschriebene „richtige Schwung“ ist beim Legen und beim Schießen die Grundlage aller guten Würfe. Zunächst ungewohnt, entsteht erst hierdurch jene Leichtigkeit, die die Grundlage äußerster Präzision ist.
Thorsten
Ergänzung I: Der Armschwung zählt zu den vier Grundlagen des Wurfes, von denen in der Einleitung des Kapitels die Rede ist. Zur Veranschaulichung des hier behandelten Themas empfehle ich folgendes Video: Der Armschwung
Ergänzung II: Im folgenden Film wird sehr anschaulich erklärt, warum es gilt, die Anstrengung zu reduzieren: https://www.youtube.com/watch?v=jLcznUls5CI&feature=youtu.be
Bild von Radomír Šalda auf Pixabay
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- Der Artikel "Visualisieren im Pètanque" (ehemals "Der Mythos vom Zielen") wurde überarbeitet und bekam einen anderen Platz in der Gliederung. Insbesondere wurde darauf abgezielt, dass das Thema "Visualisierung", das inhärent bereits das Grundthema des Aufsatzes gewesen war, nun auch mit diesem Begriff angesprochen wird. Der Text wurde überarbeitet und es wurde auf Beziehungen zu später entstandenen Artikeln hingewiesen.
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