Ein Verbot der Jeanshose bei Pétanqueturnieren erregt die Gemüter in Frankreich. In Erwartung der Aufnahme des Kugelspiels in die Familie olympischer Sportarten meinte man, die Jeans aus den Boulodrômen verbannen zu müssen.
Was wie ein schlechter Scherz anmutet, hat durchaus Tradition: So sind Bekleidungsvorschriften fast so alt, wie der olympische Sport selbst. Im antiken Griechenland wurde, um zu verhindern, dass sich Frauen heimlich als Trainer betätigen, kurzerhand das für Athleten ohnehin geltende Nacktheitsgebot auf deren Entourage ausgeweitet – radikal aber konsequent [1].
Auch auf die Hose war man im klassischen Altertum nicht immer gut zu sprechen, galt sie doch als Kleidungsstück der Kelten und Germanen – also der Barbaren. Kaiser Flavius Honorius fühlte sich im Jahre 397 n. Chr. bemüssigt, den Römern das Tragen der praktischen Beinkleider strikt zu untersagen [2] – bekanntlich ohne nachhaltigen Erfolg, denn das Römerreich ging unter, während die Hose alle Zeitläufte überstand.
Ausgerechnet die Nachfahren der hosentragenden Widersacher Roms, bei uns auch bekannt als "unbeugsame Gallier", führen nun einen Schlag gegen die genieteten „blauen Buxen“, obwohl die Tage, da jenen der Ruch von Rebellion und Aufbegehren anhaftete, lange verflossen sind. Die spinnen, die Unbeugsamen, denken wir uns. Oder ist es der den westlichen Brüdern nachgesagte Sinn für Mode, der sie zum Jeansverdikt bewegt? Uniforme Trikots sollen sein, die internationale Uniform der Nonkonformisten wird hingegen verbannt – verstehe das, wer kann. Wir nehmen es zum Anlass, den Zwist etwas näher zu beleuchten:
Tatsache ist, das Anfang des Jahres 2018 die (FFPJP) [3] beschloss, eine aus den 90er Jahren stammende Bekleidungsvorschrift strikter und umfassender anzuwenden, die auf einheitliche und ordentliche Kleidung abzielte. Da Jeanshosen, so meinte man, in starkem Maße Modetrends unterliegen, zerrissen, verwaschen, und schmuddelig getragen werden, traf es die blauen Hosen mit voller Härte. Allerdings, wie man sich denken kann, nicht ohne Befremden und Widerstand zu erwecken. Der Präsident des „Club de Gy“ (Haute-Saône) trat gar im Clownskostüm zum Turnier an, was bizarrerweise dazu führte, dass ein jeanstragender Teilnehmer ausgeschlossen wurde, während seine Teilnahme unangefochten blieb – das Clownsoutfit kommt im Reglement eben nicht vor. [4]
Besonders betroffen fühlten sich die Boulespieler der Stadt Nîmes, die der Jeans in besonderer Weise verbunden sind. Jeansmiterfinder Levi Strauss (Levi´s) ließ nämlich das indigoblaue Rohgewebe der robusten Arbeitshosen, die er einst an die Goldgräber in Kalifornien verkaufte, aus der Stadt Nîmes beziehen, worauf sich dessen Bezeichnung „Denim“ (de Nîmes) gründet [5]. Kurzerhand rief man ein Turnier aus, zu dessen Teilnahme allein das Tragen einer Hosenart berechtigt – der Jeans.
Da ist er also wieder, der uns so sympathische Widerstandsgeist: Ganz Gallien ist unter das Jeansverdikt gefallen. Ganz Gallien? Nein...
Idee & Recherche: Andreas
Text: Thorsten
[1] Aus Wikipedia zitiert: „Die gymnischen Wettbewerbe (gymnischen Agone) umfassen diejenigen Sportarten der Antike, bei denen die Athleten nackt antraten (gymnos = nackt). Dies waren Leicht- und Schwerathletik einschließlich Fünfkampf...
Ab den 95. Olympischen Spielen 400 v. Chr. waren nicht nur alle Athleten verpflichtet, nackt anzutreten, die Anordnung wurde auch auf die Trainer ausgeweitet. Der Grund war, dass sich bei den 94. Olympischen Spielen 404 v. Chr. Kallipatira als Trainer eingeschlichen hatte. Als ihr Sohn siegte, sprang sie über die Schranke und entblößte sich. Auf Grund der Verdienste ihres Vaters, ihrer Brüder und ihres Sohnes, die allesamt Olympiasieger waren, wurde sie dafür nicht bestraft."
Zum Nacktheitsgebot siehe: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/1000-fragen-warum-zeigt-antike-kunst-oft-nackedeis-a-751476.html
[2] Alexander Demandt: Die Spätantike – C.H. Beck 2007 S. 406
[3] Fédération Internationale de Pétanque et Jeu Provençal
[4] Eine Artikelauswahl die das Jeansverbot beleuchtet:
Regelergänzung vom Jan'2018 (in Französisch)
https://www.ffpjp.org/images/pdf/NOTE-TENUE-VESTIMENTAIRE.pdf
Presseartikel von "Monaco-Matin" (in Französisch) "Entdecken Sie die neue Pétanque-Regel, die (viele) Spieler annervt"
Presseartikel "Bourgogne-Franche-Comté" (in Französisch) "Verbot zum Tragen von Jeans beim Pétanque? Der Club-Präsident spielt als Clown verkleidet." mit schönem Foto des boule-spielenden Clowns
Presseartikel "La Depeche" (Meinungsbild in Französisch)
"Ein 84-jähriger (Roger aus Digue) kann dieser neuen Regel etwas abgewinnen.
Die Pétanque-Umwelt verändert sich halt. Ganz allgemein verliert die
Gesellschaft den Respekt vor Regeln ein bisschen. [...] Es braucht aber
eine respektvolle Haltung gegenüber dem Schiedsrichter, dem Publikum
und den Gegenspielern. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris werden
nun offiziell angestrebt und dafür müssen Anstrengungen erfolgen."
•
Der Präsident der Fédèration Francaise meint ergänzend dazu:
"Wir werden vom Olympischen Kommitee sehr genau beobachtet.
[...] Aber Achtung, ich unterstreiche noch einmal, dass das Tragen
von Jeans beim Pétanque-Spielen nicht verboten ist. Es gilt einzig
bei Championaten und den Qualifikationsspielen auf nationalem
und regionalem Niveau in Frankreich. Es ist keine Frage, die Jeans bei
Dorfturnieren zu verbieten. [...] Manche Spieler kamen in Jagdmontur,
andere in Warnwesten und argumentierten, dass es nicht verboten sei.
Aber in den letzten dreißig bis vierzig Jahren kam niemand auf die
Idee, zu einem Wettbewerb in durchlöcherter Jeans zu erscheinen."
https://www.ladepeche.fr/article/2018/05/06/2792806-petanque-le-blue-jean-dans-le-viseur.html
Presseartikel "Le Point" (in Französich) mit dem Hinweis auf ein Pétanque-Turnier, bei dem Jeanspflicht besteht.
Bonner Generalanzeiger: Fasst die Geschehnisse in Frankreich ganz gut zusammen.
Öffentliche Bouleplätze:
Dienstag & Freitag:
Ab 18 Uhr
Samstag:
Ab 14 Uhr
Sonntag und Feiertage:
Ab 14 Uhr
Spielmöglichkeiten bei Vereinen:
Mittwoch: Ab 19 Uhr
TuRa Braunschweig Flutlicht vorhanden
Donnerstag: Ab 17.30 Uhr
Magnibouler (freies Training) Flutlicht vorhanden
Jeder kann mitmachen. Wir sind kein Verein.
Wer Boule als ein Spiel versteht, zu dem man sich öffentlich trifft, zwanglos und leidenschaftlich, frei von finanziellen Verpflichtungen und Leistungsdruck, aus Freude gespielt, bei dem die Gemeinschaft nicht zu kurz kommen darf, der wird bei uns Gleichgesinnte treffen.
- Tipps & Tricks - Strategie & Taktik -
- "Versagen unter Druck" NEU
- Der Artikel "Visualisieren im Pètanque" (ehemals "Der Mythos vom Zielen") wurde überarbeitet und bekam einen anderen Platz in der Gliederung. Insbesondere wurde darauf abgezielt, dass das Thema "Visualisierung", das inhärent bereits das Grundthema des Aufsatzes gewesen war, nun auch mit diesem Begriff angesprochen wird. Der Text wurde überarbeitet und es wurde auf Beziehungen zu später entstandenen Artikeln hingewiesen.
Boule, Geschichten und mehr...
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