- Ein Fazit -
Mit den "36 Strategemen" wurden die Möglichkeiten listenreichen Handelns umfassend untersucht. Nahezu alle Listen und Finten, die Thema der Strategeme sind, werden von den Boulespielern wie selbstverständlich eingesetzt, obwohl nur wenige in fernöstlichem Raffinement geschult sein werden. Die Eingangsthese - vom Spiel als Realitätsmodell - kann somit als gut gefestigt gelten.
Die Strategeme beinhalten ein Denken, das um die günstige Gestaltung des Kräfteverhältnisses kreist. Ist dieses nicht zu beeinflussen, so kann zumindest auf einen günstigen Moment gewartet werden. Diesen Augenblick gilt es zu erkennen, dem Gegner aber soll er durch Täuschung verborgen werden. Gekämpft wird nur bei Überlegenheit. Es handelt sich hierbei um ein ökonomisches Denken, bei dem ein bestimmtes Ziel mit minimalem Mitteleinsatz erreicht wird. Ebenso soll bei gegebenen Mitteln ein maximaler Erfolg erzielt werden.
Zwangsläufig stellt sich jedoch eine Frage: Warum gewinnt der Listenreiche nicht jedes Spiel?
Das liegt natürlich - neben dem Glücksfaktor - auch am technischen Können. Bei einer zu großen Lücke in den technischen Fähigkeiten sind die Optionen für strategisches Vorgehen eher gering. Bei großer technischer Überlegenheit ist strategisches Denken hingegen weniger wichtig. Hohe Aufmerksamkeit und Professionalität beider Teams verringern zusätzlich die Punkte, an denen der "strategische Hebel" angesetzt werden kann.
Neben dem technischen Können bildet die Psychologie eine weitere Einflussgröße. Man könnte es auch so formulieren: In den Strategemen sind alle Arten von Täuschungen enthalten, nur nicht die Selbsttäuschung. Oft führt aber das schlichte Ignorieren der Stärkeverhältnisse zu unbeeindrucktem Auftreten, was dann den Gegner desto stärker beeindruckt. Es darf angenommen werden, dass der offene Kampf - bzw. die damit einhergehende Psychologie - seine eigenen Gesetze schreibt. Als genaues Gegenteil zum strategischen/listenreichen Handeln hat der offene, nicht berechnend geführte Kampf spezielle Auswirkungen auf die Psyche der Akteure, ebenso wie sich auch strategisches Handeln in der Psyche niederschlägt. Dieses zu vernachlässigen wäre fahrlässig, weshalb in einem weiteren Kapitel der Versuch unternommen wird, beide Bereiche als eigenständige und gleichberechtigte Erfolgsfaktoren zu erkennen. (Siehe: Helden und Strategen)
Technisches Können, strategisches Handeln und die mentalen Voraussetzungen des Kampfes sind Faktoren, mit denen sich der Pétanquespieler beschäftigen muss. Aus diesen drei Zutaten wird das Süppchen seines Erfolges gekocht. Das technische Können ist kurzfristig nicht zu beeinflussen, die beiden anderen Faktoren sind es schon. Mit beherztem Kampf und Schläue können technische Defizite teilweise ausgeglichen werden. Beide letztgenannte Faktoren können sich auch untereinander ergänzen, ebenso wie sie einander hinderlich sein können. Im Finden des rechten Mischungsverhältnisses liegt die wahre Kunst.
"Es ist gefährlich, anderen etwas vorzumachen,
denn es endet damit, dass man sich selbst etwas vormacht."
Eleonora Duse
Thorsten
Dieser Artikel ist eine Fortsetzung von: Die 36 Strategeme und das Pétanque (Teil 4)
Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay
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- "Versagen unter Druck" NEU
- Der Artikel "Visualisieren im Pètanque" (ehemals "Der Mythos vom Zielen") wurde überarbeitet und bekam einen anderen Platz in der Gliederung. Insbesondere wurde darauf abgezielt, dass das Thema "Visualisierung", das inhärent bereits das Grundthema des Aufsatzes gewesen war, nun auch mit diesem Begriff angesprochen wird. Der Text wurde überarbeitet und es wurde auf Beziehungen zu später entstandenen Artikeln hingewiesen.
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